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Berthold Leibinger Preise 2025 für visionäre Leistungen in der Lasertechnologie

Pressemitteilung der Berthold Leibinger Stiftung vom 23.06.2025

Faszination Laser
Alle zwei Jahre wird Ditzingen zum Treffpunkt der internationalen Laser-Community: Führende Köpfe aus Forschung und Industrie kommen zusammen, um bahnbrechende Fortschritte in der Lasertechnologie zu würdigen. Im Zentrum der Veranstaltung steht die feierliche Verleihung des Berthold Leibinger Zukunftspreises sowie der drei Innovationspreise durch die gleichnamige Stiftung.

Berthold Leibinger war ein Pionier der angewandten Lasertechnik und langjähriger Geschäftsführer des Maschinenbauunternehmens TRUMPF. Schon früh von der neuen Technologie fasziniert hatte er einen erheblichen Anteil an ihrer Einführung in den Maschinenbau. Er verstarb 2018, aber seine Leidenschaft für wissenschaftliche und technische Pionierleistungen wird von seinen Kindern weitergetragen. Nicola Leibinger-Kammüller, CEO der Trumpf-Gruppe, und Peter Leibinger führen als Gesellschafter der gemeinnützigen Berthold Leibinger Stiftung die Anliegen des Stifters fort. Peter Leibinger war viele Jahre CTO der Trumpf Gruppe und steht seit 2023 dem Aufsichtsrat vor. Er eröffnete die feierliche Preisverleihung auf dem Gelände des Trumpf-Hauptquartiers.

Die 13. Preisverleihung der Berthold Leibinger Stiftung zeigte einmal mehr, wie dieses spezielle Licht unsere Welt verändert – als Werkzeug und als Inspirationsquelle. Die Lasertechnik hat inzwischen viele Bereiche des Alltags erobert, entsprechend reichten die Themen an diesem Abend von neuen Augen-Operation über Einblicke in die Nanowelt bis zur Zeitmessung im Maßstab des Universums. Unter den über 600 Gästen waren auch 38 junge Wissenschaftlerinnen aus aller Welt, eingeladen durch das Women Scholars Program der Optica Foundation.

Die genauesten Uhren der Welt
Den mit 50.000 Euro dotierten Berthold Leibinger Zukunftspreis 2025 erhielt Jun Ye aus Boulder, Colorado (USA). Der Physiker forscht an der University of Colorado, am National Institute of Standards and Technology (NIST) und am JILA-Institut. Sein Team entwickelt optische Atomuhren von bisher unerreichter Genauigkeit – sie würden über die Lebensdauer des Universums weniger als eine Sekunde abweichen.

Das war ihnen aber nicht genug. Als erste auf der Welt haben sie einen Weg gefunden, um Atomkerne statt der Elektronen in ihren Uhren zu nutzen. Ähnlich wie bei einem Pendel kann man mit Schwingungen von Atomen kleinste Zeitabschnitte messen, wobei Atomkerne schneller schwingen und deshalb eine höhere Genauigkeit versprechen.

Auch wenn die Aufbauten hochkomplex sind, versprechen gerade Atomkerne eine höhere Stabilität in der Zeitmessung. Derart genaue Uhren eröffnen neue Wege in der Grundlagenforschung, sie erhöhen die Präzision in der Satellitennavigation und verbessern die Verschlüsselung im Internet.

„Ich bin geehrt und tief bewegt über diese Auszeichnung“, sagte Ye. „Sie spiegelt die wissenschaft-liche Leidenschaft all der faszinierenden Menschen wider, mit denen ich über die Jahre zusammen-arbeiten durfte – insbesondere unserer Studierenden, Postdocs und Kollegen nah und fern.“

Die Berthold Leibinger Innovationspreise 2025
Aus einer Vielzahl hochwertiger Einsendungen wählte im Februar 2025 eine internationale Jury acht Projekte als Finalisten aus. Drei von ihnen erhielten am 20. Juni den Berthold Leibinger Innovationspreis für herausragende Arbeiten im Bereich der angewandten Lasertechnik. Die Preise sind mit 50.000, 30.000 bzw. 20.000 Euro dotiert und werden alle zwei Jahre vergeben.

3. Preis: Laserlicht im tiefen UV – erstmals bei Raumtemperatur
Lange galt es als technisch unmöglich, blaue LEDs herzustellen. Dann haben es japanische Wissenschaftler doch geschafft und damit die Welt der Beleuchtung und der Displays revolutioniert. Die Suche nach immer „blaueren“ Lichtquellen, also solchen mit kürzeren Wellenlängen, hat nicht aufgehört. Ein japanisches Forschungsteam jetzt einen Prozess für Laserdioden entwickelt, die kontinuierlich im tiefen Ultraviolettbereich, insbesondere im UV-C-Spektralbereich, emittieren.

„Es hat Jahre der Vorbereitung und Versuche gebraucht“, sagte Maki Kushimoto von der Universität Nagoya. „Jetzt ist es aufregend zu sehen, dass es funktioniert!“ Das Team unter der Leitung des Nobelpreisträgers Hiroshi Amano vereint Forscher der Graduiertenschule für Ingenieurwissenschaften der Universität Nagoya und des japanischen Unternehmens Asahi Kasei.

Gemeinsam fanden sie einen neuen Weg, um das Wachstum der Laserkristalle zu steuern. Dadurch wird erstmals eine kontinuierliche Laseremission bei 270 nm bei Raumtemperatur möglich. Mit den Laserdioden können Bakterien und Viren deaktiviert werden. So lässt sich Wasser reinigen oder es werden Flächen in Kliniken sterilisiert. Um die Technologie besser verwerten zu können, haben zwei der beteiligten Wissenschaftler inzwischen eine eigene Firma gegründet (Ultec Inc.)

2. Preis: Laser-Augenchirurgie neu gedacht
Etwa 80 % aller Informationen nehmen wir über unsere Augen wahr. Daher ist gutes Sehvermögen für unser Leben von größter Bedeutung. Millionen Menschen haben sich deshalb in den vergangenen Jahrzehnten für eine Laser-Augenoperation entschieden. Der zweite Preis ging an das HORUS-Entwicklungsteam der Carl Zeiss Meditec AG, das eine neue Generation von Augenoperationsgeräten entwickelt hat.

Mit ihrer sogenannten SMILE-Technologie ist es gelungen, refraktive Augenkorrekturen allein mit einem Femtosekundenlaser durchzuführen – ohne mechanische Schnitte. Dabei erzeugt ein feiner Laserstrahl eine dünne Gewebescheibe (ein sogenanntes Lentikel) innerhalb der Hornhaut. Der Arzt entnimmt das Lentikel am Ende der kurzen Operation durch einen kleinen Einschnitt. Dieser Einschnitt ist viel kleiner als bei herkömmlichen LASIK-Verfahren.

„Wir hatten Herzklopfen, als wir bei der ersten Operation dabei waren“, erinnert sich Mark Bischoff, Leiter des Entwicklungsteams bei Carl Zeiss Meditec AG. Die Idee, den gesamten Eingriff mit einem einzigen Laser ohne mechanische Messer oder sekundäre Laser zum Schneiden der Hornhautlamelle durchzuführen, war revolutionär.

Inzwischen hat sich das Gerät etabliert, mehr als 10 Millionen Augen (Stand: August 2024) wurden schon mit der neuen Methode behandelt.

1. Preis: Nanopartikel verfolgen
Mit den ersten industriell hergestellten Mikroskopen eröffnete sich vor etwa 150 Jahren der Forschung in Biologie und Medizin eine neue Welt, sie machte erhebliche Fortschritte. Heute erkunden Forscher die Nanowelt, wofür klassische Mikroskope nicht mehr ausreichen. Vahid Sandoghdar vom Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts steht bei seiner Arbeit an Nanopartikeln vor genau diesem Problem: „Wir machen Dinge sichtbar. Die Frage ist nur – mit welcher Methode?“. Mit seinem Team hat er dafür die iNTA-Methode (interferometrische Nanopartikel-Tracking-Analyse) entwickelt, die mit dem ersten Preis des Berthold Leibinger Innovationspreises gewürdigt wurde.

Die Methode eröffnet den Blick in die Nanowelt, Partikel bis zu einer Größe von 10 nm lassen sich in komplexen Gemischen verfolgen. Die Nanopartikel müssen nicht markiert werden, ihre Größe und Anzahl sind messbar. Inzwischen hat das Team den Versuchsaufbau in ein tragbares Gerät integriert, dessen Kopien in Forschungslaboratorien auf der ganzen Welt evaluiert werden.

Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von biologischer Grundlagenforschung an extrazellulären Vesikeln und Viren bis zu Qualitätskontrolle in der pharmazeutischen und landwirtschaftlichen Industrie. „Krankheiten über die Untersuchung von Nanopartikeln in Körperflüssigkeiten zu erkennen, das wäre ein Traum“, kommentiert Anna Kashkanova, eine Mitarbeiterin von Vahid Sandoghdar.
Jurorin Grazia Vittadini, CTO der Lufthansa AG, prämierte zuvor die Finalisten, darunter auch Shanglu Yang vom Shanghai Institute of Optics and Fine Mechanics, vom vergangenen Jahrgang.

Team LEAF vertreten von Tobias Dyck von 4JET microtech GmbH mit dem Thema ‚LEAF – Strömungsoptimierung mit Laser‘

Till Schade, Alexander Haffke und, Michael Diez von der Robert Bosch GmbH mit ‚Laserschrumpfen‘

Christoph Rußmann von der HAWK Göttingen und Michael Wierer von der Universität von Kopenhagen mit ihrer Arbeit zu ‚FLIX-MS – Femtosekunden-Laser Cross-Linking Massenspektroskopie‘

Marc Zimmer, Thomas Rösch und Markus Roth von Focused Energy GmbH und Technische Universität Darmstadt mit der Innovation ‚Lasergetriebene Strahlungsquellen für die Inspektion nuklearer Abfälle‘

Dr. Rui Santos und Dr. Xaveer Leijtens von PHOTON IP B.V. mit der Arbeit ‚Revolution in der integrierten Photonik‘

Zukunft fördern: Internationale Nachwuchswissenschaftlerinnen zu Gast
Herzlich willkommen waren am 20. Juni auch 38 junge Wissenschaftlerinnen aus dem Women Scholars Program der amerikanischen Optica Foundation. Vor der Optica Foundation Women Scholars Conference am Sonntag in München machten die Doktorandinnen aus mehr als einem Dutzend Ländern einen Abstecher nach Ditzingen. Sie besuchten auch das Laser Application Center von TRUMPF und nahmen am Samstag an einem Netzwerkprogramm im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart teil – organisiert von Photonics BW, Women in Photonics und MINT-Frauen Baden-Württemberg. Ihr Besuch stand beispielhaft für das internationale Engagement zur Förderung weiblicher Fachkräfte in den Naturwissenschaften.

Ein Abend der Begegnung und der Ideen
Nach der Begrüßung durch Peter Leibinger, Vorsitzender der Gesellschafter der Berthold Leibinger Stiftung, hielt James Kafka, Präsident der internationalen Fachgesellschaft Optica, die Festrede. In seiner Keynote führte er das Publikum durch aktuelle Entwicklungen in der Laser- und Quantenoptik.

Beim anschließenden Empfang wurde deutlich: Die Berthold Leibinger Preise bringen Menschen zusammen – aus Wissenschaft, Industrie und über nationale Grenzen hinweg. Es war ein würdiger Abschluss im Sinne Berthold Leibingers– eine Feier dessen, wie Licht, geformt durch menschliche Vorstellungskraft und Einsicht, weiterhin neue Horizonte eröffnet.

Einreichungen für den Berthold Leibinger Innovationspreis 2027 sind vom 20. Juni 2025 bis 1. September 2026 möglich. Weitere Informationen unter: www.leibinger-stiftung.de